"Inseln" (Tragikomödie von Andrea Jeva) Die Rechte des Autors sind geschützt und gewahrt durch die Soc. S.I.A.E.(Societa' Italiana degli Autori ed Editori). Aufführungen und Publikationen unterliegen einer Tantiemenpflicht. Jede diesbezügliche Anfrage muß an folgende Adresse gerichtet sein: S.I.A.E. / Sezione D.O.R. / Viale della Letteratura, 30 / 00144 Roma - Italy - Der Autor bittet, daß er von jeder Aufführung des Werkes informiert wird. - Der Autor kann mittels e-mail kontaktiert werden (infogatto@andrea-jeva.it N.B. Remove the name of the animal from the address) - homepage: http://www.andrea-jeva.it/ oder über folgende Postadresse: Andrea Quacquarelli, Via Pinturicchio 1, 06122 Peru- gia, Italy - Telefono +39/075/5732798 Deutsch von Ingeborg Kanz Die Rechte für die deutsche Übersetzung liegen anteilsweise bei: Mag. Dr. Ingeborg Kanz Mitterberg 56 A-7350 Stoob-Süd Austria E-Mail: ingeborg.kanz@aon.at Personen: - FAUSTO RANIERI. Gemeindeangestellter. Circa 40 Jahre. Er übernimmt auch die Rolle von JACK, dem ortsansässigen Leiter einer Forschergruppe auf einer Insel im Südpazifik. - FRAU REGINA. Gemeindeangestellte. Etwa 55 Jahre. Sie spielt auch JEANETTE, ein ortsansässiges Mitglied der Forschergruppe auf der südpazifischen Insel. - CHIOCCHIOLONI. Inhaber eines Beerdigungsinstituts. Etwa 65 Jahre. Er spielt auch TREVOR, den Onkel von Emily, einen ortsansässigen Mitarbeiter des Forschungsteams auf der Insel im Südpazifik. - SANDRETTA. Angestellte von Chiocchioloni. Etwa 20 Jahre. Sie spielt auch EMILY, Trevors Nichte, eine ortsansässige Mitarbeiterin des Forschungsteams auf der Insel im Südpazifik. - MORENO PAPI. Ein Bürger. Etwa 30 Jahre. Er spielt auch Bruce, einen freien Mitarbeiter der Forschungsgruppe auf der Insel im Südpazifik sowie einen RÄUBER. - INES ZYP. 30 - 35 Jahre. Holländerin. Spricht mit ausländischem Akzent. (In dem verdunkelten Saal setzt eine Melodie aus dem südpazifischen Raum ein. Langsam geht das Licht auf der Bühne an und man erkennt einen offenen Raum. In diesem Raum tanzt Ines, die mit einem "Sulu" (Pareo, Sarong, typische Bekleidung der Fidschi-Inseln, Anm.d. Übersetzerin) bekleidet ist und eine rote Blume hinter dem Ohr trägt zum Rhythmus der Musik, wobei sie auf einer Metalldose den Takt dazu schlägt. Im Hintergrund, in der Mitte der Bühne, sieht man eine heruntergekommene Schalterhalle mit einigen Fenstern. Es gibt drei Schalter. Auf dem ersten von links gesehen steht die Aufschrift „Geburten". Auf dem Schalter in der Mitte steht „Todesfälle". Auf dem rechten Schalter steht „Eheschließungen". Ein großes Schild oberhalb der Schalter kündigt an, dass es sich um ein Standesamt handelt. Darunter, in der gleichen Schrift, aber bereits verblasst lesen wir die Aufschrift „School". Wenn die Handlung in den Südpazifik verlegt wird, wird die Schalterhalle zur Fassade der alten Dorfschule auf der Insel. Nach kurzer Zeit verhallt die Musik. Stille. Wir hören das Rauschen des Meeres während Ines weitertanzt und den Takt zur Musik schlägt. Nach einiger Zeit verdunkelt sich die Bühne, das Licht geht schließlich ganz aus. Man hört nur mehr das Rauschen des Meeres. Das Licht geht wieder an und wir sehen den selben offenen Raum mit der Schalterhalle. Ines ist nicht mehr da. Die Bühne ist leer. Auch das Rauschen des Meeres verstummt langsam, bis es völlig still ist. Hinter den Schaltern, auf denen verschiedene Drucksorten und Formulare liegen, sieht man Frau Regina hin und hergehen. Sie ist sehr beschäftigt. Kurz danach erscheint Moreno, der nervös auf und ab geht und hektisch an einer Zigarette zieht. Er macht den Eindruck, als würde er schon lange warten. Schließlich kommen Chiocchioloni und Sandretta. Sie setzen sich an einen rechteckigen, ziemlich altmodischen und abgenutzten Tisch und warten schweigend. Auch sie erwecken den Eindruck, schon lange hier zu sein. Chiocchioloni raucht schweigend. Er strahlt dabei vollkommene Ruhe aus.) CHIOCCHIOLONI - (nach einer Weile, scherzhaft) ...Also, Frau Regina, würden Sie uns irgendwann vielleicht etwas von Ihrer kostbaren Zeit widmen? FRAU REGINA - (arbeitet weiter). Ach, Herr Chiocchioloni, heute ist ein schrecklicher Tag, was soll ich Ihnen sagen. Haben Sie bitte noch ein wenig Geduld, Sie kommen gleich dran. CHIOCCHIOLONI - (zu Moreno) Sie lässt uns nicht heran.... (wie um sich zu entschuldigen), ich meine, natürlich an den Schalter (lächelt) MORENO - (zu Chiocchioloni) Ja, aber... (zu Regina) Ja, aber ich bin jetzt schon eine Stunde hier... FRAU REGINA - (scherzhaft) Eine Stunde? Höchstens eine halbe, stimmt's, Herr Chiocchioloni? MORENO - (zeigt auf die Uhr) Nein, auf der Uhr hier sind es genau 43 Minuten. FRAU REGINA - (arbeitet weiter) Was sind schon 43 Minuten, ich bin schon mein ganzes Leben lang hier, sagen Sie das diesem feinen jungen Herrn , Herr Chiocchioloni. CHIOCCHIOLONI - (lustlos zu Moreno) Sie ist schon ein Leben lang hier. MORENO - (zu Regina, indem er ihr eine Bestätigung hinhält) Hören Sie, ich habe alles beisammen, es fehlt nichts ... sehen Sie! FRAU REGINA - „Nichts"? Das sagt sich so leicht, hören Sie, Sie stören mich bei der Arbeit, setzen Sie sich dort zu Herrn Chiocchioloni. Ich kümmere mich sofort um Sie. Ich kann wirklich nichts dafür, dass meine Kollegin erkrankt ist...und ich jetzt auch noch ihre Arbeit machen muss. MORENO - Ja, aber was kann ich dafür? FRAU REGINA - Da kann keiner etwas dafür. MORENO - Entschuldigen Sie bitte, aber ... kann das sein, dass Sie allein für drei Schalter zuständig sind? FRAU REGINA - Der andere Kollege kommt gleich. Keine Sorge. MORENO - Ja, gut, aber ich bin schon hier, verstehen Sie, ich meine, ich bin als erster da gewesen...vor 43, nein, vor 44 Minuten ! FRAU REGINA - (spielt die Strenge) Schluss jetzt, Sie sollen sich dort zu Herrn Chiocchioloni hinsetzen habe ich gesagt ! MORENO - Nein, ich setze mich zu niemandem... (zu Chiocchioloni) Das hat nichts mit Ihnen zu tun, wissen Sie, es ist wegen.... (Pause. Er macht wutschnaubend eine Geste in Richtung Regina und beginnt wieder nervös auf- und ab zu gehen. Dann zündet er sich eine Zigarette an). CHIOCCHIOLONI - (zu Moreno, während auch er sich eine Zigarette anzündet) Rauchen wir noch eine, junger Freund, Krebs kriegen wir so und so.(Pause. Er steht auf und wendet sich an Regina) Assunta ist krank geworden? Was hat sie denn? Vielleicht Krebs? FRAU REGINA - (Blickt ihn an) Immer der alte Witzbold, was, Chiocchioloni? Nein, tut mir leid für Sie, sie hat nichts Schlimmes. CHIOCCHIOLONI - Das heißt, sie kommt bald wieder. MORENO - Bitte, Herr Chiocchioloni, halten Sie sie nicht auf...ich habe heute Vormittag noch eine Menge zu erledigen. CHIOCCHIOLONI - (Schaut ihn an und setzt sich wieder). Zu Befehl, junger Mann. (Pause. Dann setzt sich auch Moreno neben Chiocchioloni. Kurze Zeit darauf tritt Fausto ein. Wie einen wertvollen Schatz trägt er einen Stapel Akten vor sich her, der jederzeit hinunterzufallen scheint. Die drei sehen ihn voller Bewunderung an: er schreitet langsam dahin wie ein Seiltänzer, geht an den drei Schaltern vorbei und verlässt schließlich die Schalterhalle durch eine Tür, die in die hinteren Amtsräume führt. Plötzlich bewegt er sich in Richtung Proszenium, die anderen Personen verharren gespannt und bewegungslos) FAUSTO - (zum Publikum) Heute in einem grundlosen Anfall von Sinnesverwirrung habe ich mir vorgestellt, dem Standesamt für immer Lebwohl zu sagen. Ich fühlte mich frei, frei wunderbare Inseln in der Südsee zu entdecken. Aber auf einmal, mitten in meinem Tagtraum, wurde mir bewusst, dass ich auch Trauer empfinden würde. Ich glaube, dass mir dieses Amt ans Herz gewachsen ist. Die Pflanze, die jedes Jahr im Frühling auf dem Dach des verlassenen Schuppens gegenüber von meinem Fenster zu blühen beginnt, ohne dass sich jemand darum kümmert. Das Licht in der Wohnung im dritten Stock, das ich von meinem Schreibtisch aus sehe...verstehen Sie. Es geht an jedem Wintertag pünktlich um 17 Uhr an, jeden Winter. Und außerdem habe ich Regina lieb gewonnen...Assunta, Herrn Salvanti, unseren Chef, und alle anderen Angestellten aus dem Büro im Stock unter uns...Ja, im Grunde genommen ist dieses ganze Gemeindeamt ein Teil meines Lebens geworden. Ich könnte nicht von hier weggehen ohne das Gefühl, dass - trotz allem - ein Teil von mir hier zurückbleibt, bei diesen Dingen und diesen lieben Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind. Gestern war da ein Kunde...wie soll ich sagen, ein Bürger, der eine Anspielung auf mein Gehalt machte, das „wohl recht niedrig sein muss!", ja, so sagte er. Er gab mir zu bedenken, dass ich mich vielleicht tatsächlich ausbeuten lasse; aber da wir im Leben ja alle von irgendwem oder irgendwas ausgebeutet werden müssen, ziehe ich das Standesamt als Ausbeuter vor. Und jeden Tag betrete ich meinen Schalter wie eine Festung, die mich vor dem Leben schützt. Im Grunde genommen - so habe ich mir nach meinem kurzen Anfall von Sinnesverwirrung gesagt, erwecken diese Aktenordner (zeigt mit dem Finger auf die Ordner), die das Leben anderer Menschen zum Inhalt haben und in denen ich Namen und Ereignisse verzeichne, in mir ein Gefühl der Zärtlichkeit... genauso wie der Löscher mit den blauen Stempelabdrücken auf dem Pult meines Schalters (zeigt auf den Tisch)... die gebeugten Schultern von Frau Regina... ja, all das ist mir ans Herz gewachsen, vielleicht, weil ich nichts besitze, das ich liebe, oder vielleicht, weil es nichts gibt, das es wert wäre, geliebt zu werden. Und wenn es so ist, dass ich Liebe schenken muss, warum soll ich es auf eine bestimmte Art tun, im Grunde genommen ist es doch gleichgültig, oder? ...ob ich nun meine Liebe den kleinen blauen Stempelabdrücken auf meinem Löscher oder der großen Gleichgültigkeit der Menschen schenke...Nein? Oh, doch! Es ist so! Genau so. (Die Handlung geht weiter. Die anderen Personen erwachen wieder zum Leben. Fausto nickt und sagt zu sich „Genau so ist es!". Als er durch die Tür geht, die in die hinteren Amtsräume führt, stößt er mit dem Aktenstoß daran und eine Akte fällt zu Boden. Er bleibt verwirrt stehen, da er nicht weiß, wie er sie aufheben soll. Alle außer Regina starren ihn bewundernd an. Das Bild rundum erstarrt, mit Ausnahme von Fausto, der mit vorsichtigen Bewegungen versucht, einen Weg zu finden, um die heruntergefallene Akte wieder aufzuheben.) SANDRETTA - (einige Augenblicke später, als ob sie aus einem Zauberbann erwachen würde) Herr Fausto, Ich helfe Ihnen... FAUSTO - (dreht sich zu ihr und wirft ihr einen niederschmetternden Blick zu. Dann sagt er in brüskem Ton). Was machen Sie da? SANDRETTA - (erschrickt. Dann schüchtern) Ich könnte ihnen doch helfen, das Buch aufzuheben, Herr Fausto. FAUSTO - (weist mit dem Kinn auf das heruntergefallene Buch. Brüsk) Legen Sie es oben drauf, Fräulein (Sie führt die Anordnung aus) CHIOCCHIOLONI - (wie wenn er ihn auf frischer Tat ertappen würde). Ah! Von Sandretta lassen Sie sich helfen. Haben Sie das gesehen, Frau Regina. Er lässt sich von Sandretta helfen, sehen Sie es? Se- hen Sie es? FRAU REGINA - (beugt sich über das Schalterpult).Nein, also so etwas, kaum zu glauben. (sie schaut auf die beiden und arbeitet weiter) FAUSTO - (zu Sandretta) Danke. SANDRETTA - Bitte. CHIOCCHIOLONI - He, Fausto, wir Männer sind doch alle gleich (lacht) FAUSTO - (in höflichem aber feindseligem Ton zu Chiocchioloni, während er in die hinteren Amtsräume geht). Ich gehöre absolut nicht zu der Kategorie der „Männer", auf die Sie anspielen, lieber Herr Chiocchioloni CHIOCCHIOLONI - (zu Sandretta, die sich neben ihn gesetzt hat, indem er einen Arm um ihre Schulter legt) Wir Männer brauchen nur ein junges Ding....und (Sieht sie lächelnd an) SANDRETTA - (entzieht sich seinem Arm) Bitte schön... (Sie lächelt ihn an. Er lässt sie los). CHIOCCHIOLONI - (zu Moreno). Und was halten Sie von meiner Theorie, junger Freund? Alte Männer und junge Mädchen...hm? MORENO - (wütend) Herr Chiocchioloni, sagen Sie der Dame, dass Sie sich einen Augenblick für mich Zeit nehmen soll...Ich könnte in 5 Minuten wieder draußen sein. FRAU REGINA - (zu Moreno)"In fünf Minuten"? Beruhigen Sie sich bitte. CHIOCCHIOLONI - (Regina nachäffend) „In fünf Minuten?" Mein lieber junger Freund, alles hat seinen Preis (schnüffelt) Schnuppern Sie! ! Schnuppern Sie! (Schnüffelt nochmals) Spüren Sie nicht etwas in der Luft, dass stärker ist als jeder menschliche Wille? Nicht nur hier drinnen, auch draußen, ist Ihnen das nie aufgefallen? Gehen Sie zum Beispiel einmal hinaus auf die Straße oder auf den Markt, riechen Sie wonach die Luft schmeckt, ....die Luft bei den Orangen oder beim Gemüse...oder dort, wo die Stände der Fischverkäufer sind (lacht), die Fische mit ihren großen toten Augen. SANDRETTA - (unterbricht ihn. Schüchtern zu Chiocchioloni) Der Herr hat es eilig. CHIOCCHIOLONI - Riechen Sie den Geruch der Unfähigkeit. Aber auch bei den Bussen oder bei den Zügen...stimmt's , Fausto? FAUSTO - (der sich inzwischen hinter den Schalter „Eheschließungen" gestellt hat, um etwas zu notieren). Herr Chiocchioloni, heute ist nicht der richtige Tag... MORENO - (zu Fausto während er ihm die Urkunde zeigt) Entschuldigen Sie bitte, ich müsste... FAUSTO - Augenblick, Augenblick (schreibt weiter) MORENO - Nein, entschuldigen Sie, ich müsste nur... (Fausto sieht ihn schweigend und mit durchdringendem Blick an) Schauen Sie, ich brauchen nur eine... Sehen Sie es sich doch bitte an. Alles ist in Ordnung, sehen Sie (hält ihm die Bestätigung vor die Augen)? FAUSTO - (Beachtet das Dokument nicht. Mit gespielter Höflichkeit). Ich habe Ihnen schon gesagt, sie sollen warten...einen Moment (schreibt weiter). MORENO - Aber... CHIOCCHIOLONI - (zu Moreno) Kommen Sie her, junger Mann ! MORENO - (zu Chiocchioloni) Er hat es nicht einmal angesehen... (zu Fausto) Sie sind ein sturer Bock, wissen Sie ! FAUSTO - (mechanisch und ohne aufzublicken) Wenn Sie sich über mich beschweren wollen, dort ist das Büro meines Vorgesetzten (zeigt hin), Sie müssen hinten herum gehen... MORENO - Sie würden es verdienen. Wie heißen Sie? FAUSTO - (mechanisch) Fausto Ranieri, tun Sie sich keinen Zwang an...(zeigt lustlos auf die Tür), gehen Sie dort herum... CHIOCCHIOLONI - Kommen Sie her, junger Mann, lassen Sie das. (Moreno gehorcht widerwillig). Setzen Sie sich hier her und beruhigen Sie sich (Moreno gehorcht). Was brauchen Sie eigentlich? MORENO - Ich bin hergekommen, um eine... CHIOCCHIOLONI - (unterbricht ihn) Scht! Sie wollen etwas melden... (Als wäre es ein Geheimnis) Eine Geburt? MORENO - Ich müsste nur... CHIOCCHIOLONI - Oder einen Todesfall? Sind Sie verheiratet? MORENO - Nein, das heißt ja, aber ich müsste nur.... CHIOCCHIOLONI - (wie oben) Scht! Lassen Sie mich raten...Schauen wir einmal. Bleiben Sie so sitzen (betrachtet ihn von allen Seiten von Kopf bis Fuß). Ungepflegtes Haar...Sie haben kein einziges Mal gelacht, ich schließe daraus... MORENO - Hören Sie, ich möchte nicht auch zu Ihnen unhöflich werden... FAUSTO - (zu Moreno und Chiocchioloni) Entschuldigen Sie bitte, Sie können jetzt herkommen. MORENO - (dreht sich in F's Richtung) Ich? FAUSTO - Ja, Sie, geben Sie mir noch einmal diese Bescheinigung! MORENO - (hoffnungsvoll) Hier...(reicht sie ihm) Sehen Sie, alles in Ordnung. FAUSTO - (liest die Bescheinigung)...Ich kann ihnen da leider nicht weiterhelfen. Ich bin nur für Eheschließungen zuständig. Sie müssten zu Frau Assunta gehen, die ist aber heute krank. Aber kein Problem, die Kollegin (zeigt auf Regina) springt für sie ein, gehen Sie zu ihr. Regina, für dich ! (Schreibt weiter). CHIOCCHIOLONI - (setzt das Gespräch von vorher mit einer Schlussfolgerung fort). Also heiraten wollen Sie nicht... FRAU REGINA - (zu Moreno vom Schalter „Todesfälle" aus). Hier bin ich, junger Mann (Neckisch) Jetzt habe ich für Sie Zeit. Kommen Sie bitte... CHIOCCHIOLONI - (zu MORENO indem er ihn aufhält). Wollen Sie etwa einen Todesfall melden? Nein, ich glaube nicht. Sie sind zu aufgeregt. Jemand, der einen Todesfall meldet verhält sich ruhig, richtig, Frau Regina? Gemessenen Schritts, sagen wir resigniert....Dann kann es nur eine Geburt sein! MORENO - Lassen Sie mich bitte in Ruhe! (Hoffnungsvoll zu Regina indem er ihr die Bescheinigung hinhält). Hier...alles ist in Ordnung. FRAU REGINA - (Liest die Bescheinigung. Dann plötzlich, überrascht) Moreno Papi! (Schaut ihn an) Moreno Papi...Sie sind der Sohn von Ennio Papi und Maria (unsicher) Ost...Maria Ort... MORENO - (zaudernd) Orlandi...Warum? FRAU REGINA - (erinnert sich plötzlich) Ja, das ist es, Orlandi! Wie lange ist...Wie alt sind Sie? Dreißig? MORENO - (zaudernd) Nein...siebenundzwanzig. FRAU REGINA - Siebenundzwanzig Jahre!....Wie lange ist das her! Wissen Sie, dass Ihr Vater seinerzeit bei mir Ihre Geburt gemeldet hat? Damals war ich auch für die Geburten zuständig. Assunta kam erst später zu uns, als die Leute begannen sich zu vermehren und wie die Fliegen zu sterben, hm, Chioccholi... (Lacht. Zu Moreno) Heute sterben sie nicht nur wie die Fliegen, sie vermehren sich auch genau so schnell. Ich weiß nicht, warum alle behaupten, dass heute keine Kinder mehr geboren werden. CHIOCCHIOLONI - Liebe Frau Regina, die Stadt ist heute größer als vor dreißig Jahren... (zu Moreno) Das will ihr einfach nicht in den Kopf. MORENO - Bitte, meine Akte... FRAU REGINA - „Moreno", ich erinnere mich. Ihr Vater kam durch diese Tür (Zeigt auf die Durchgangstür zu den hinteren Amtsräumen)...Ich war damals noch so jung. Damals war der Eingang hier, genau durch diese Tür... Ich erinnere mich, dass Ihr Vater hereingelaufen kam und... (Das Rauschen des Meeres setzt ein. Dunkelheit. Nach einer Weile hört man aus der Ferne das Wimmern eines Neugeborenen, das der Wind herüberträgt. Das Licht geht wieder an. Das Schalterpult ist gleich geblieben, aber nun ist die Aufschrift „SCHOOL" beleuchtet. Hinter den Schaltern ist kein Mensch zu sehen. Sobald das Licht angegangen ist, sehen wir durch die Türe, auf die Regina im vorherigen Bild gezeigt hat, Bruce, mit einem Sulu und einem Leibchen bekleidet, hereinlaufen. Er läuft freudig erregt zu dem rechteckigen Tisch und schreit: „Das Kind ist da! Das Kind ist da!", dann bleibt er stehen und starrt auf den leeren Tisch. Gleichzeitig kommen Trevor und Emily, ebenfalls in Tropenkleidung herein und setzen sich mit Teetassen in der Hand an den rechteckigen Tisch. Nach einer kurzen Pause reagieren sie leicht zeitversetzt auf die Ankündigung von Bruce.) TREVOR und EMILY - (gleichzeitig, überrascht) Bruce! (Das Weinen des Neugeborenen verstummt. Man hört nur mehr das Rauschen des Meeres) BRUCE - Trevor! Mein Sohn ist geboren! (Stößt einen Freudenschrei aus). Es ist ein Junge, Emily... TREVOR - (zu Emily) Hier haben wir schon wieder ein Opfer des Glücks! (Tritt hin zu Bruce). Alles Gute! Schön dich zu sehen, Bruce (umarmt ihn). Aber an deiner Stelle würde ich davonlaufen. Lieber heute als morgen...Lauf weg, Bruce, sofort! BRUCE - (amüsiert) Warum soll ich davonlaufen? Ich bin glücklich! TREVOR - Gerade deshalb! EMILY - (zu Trevor)Hör' auf, Witze zu machen, Onkel! TREVOR - Witze? Ich habe nur die Wahrheit gesagt. (zu Bruce) Junger Freund, hau ab, solange du noch kannst. (Wie wenn er ihm ein Geheimnis anvertrauen würde) Glück ist tödlich! BRUCE - (lacht erheitert) Ich glaube, dass das Unglück tödlicher ist. TREVOR - Nein, ihr Jungen täuscht euch. Unglück ist viel gesünder, in kleinen Dosen hilft es zu überleben... EMILY - Hör auf, Witze zu machen, Onkel Trevor. (zu Bruce) Wir haben tagelang nichts von euch gehört, wie geht es Mary? BRUCE - Gut, sie ist noch im Spital auf der großen Insel, weißt du. Sie muss den Kleinen stillen. TREVOR - Geht es dem Kleinen gut? BRUCE - (zögernd) Ja... TREVOR - Besser als nichts! BRUCE - Er kann noch nicht alleine atmen...(lacht nervös) Der Doktor hat gesagt, dass er eine Weile in den Brutkasten muss. Aber sonst ist alles gut gegangen! (Freudig) Er ist gestern früh um 5 zur Welt gekommen. TREVOR - Der arme Kleine! EMILY - (reicht ihm die Hand) Gratuliere, Bruce. (Sie umarmt ihn) Komm, setz dich zu uns. Möchtest du ein wenig Tee? BRUCE - Ja, danke. EMILY - (setzt sich)...Macht es dir und Mary etwas aus, dass ihr jetzt eine Zeitlang hier in Namara bleiben müsst? BRUCE - Wir hätten in Auckland viel zu tun, aber wenn man ein Kind bekommt, zählt nichts anderes mehr. Du wirst schon sehen, wenn es bei dir einmal so weit ist... EMILY - Nein, ich werde nie Kinder bekommen. Ich werde nie heiraten. (Lächelt) TREVOR - Das hast du gut gesagt! BRUCE - (zu Emily) So reden wir alle. Aber als ich gestern Morgen meinen Sohn zum ersten Mal gesehen habe, habe ich ein unbändiges Gefühl gehabt, ihn beschützen zu müssen. Wie ein wildes Tier, das das Leben seines Jungen verteidigt. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl...einzigartig... TREVOR - Bruce, sei vorsichtig! BRUCE - Ach, was, Trevor, das ist mir egal... ich bin glücklich ....Er ist geboren! (Schreit vor Freude) Jeanette! (Läuft zum Geburten-Schalter und steckt den Kopf durch, als wäre es ein Fenster des Schulgebäudes). Jeannette, ich habe einen Sohn bekommen! JEANETTE - (in Tropenkleidung, zeigt sich am Geburten-Schalter) Bruce! Das ist aber eine Überraschung...Wann bist du angekommen? BRUCE - Jetzt, soeben. JEANETTE - (ruft in die Schule hinein) Jack, komm' her, schau wer da ist! (Kommt aus der Schule heraus. Zu Bruce). Das freut mich wirklich sehr. Wer hätte das so schnell erwartet. Gratuliere! (umarmt ihn). Geht es Mary gut? BRUCE - Ja, ja. JEANETTE - (ruft aus dem Inneren des Schulgebäudes) Jack! Bruce ist hier! JACK - Ich bin hier, Jeannette. Hast du mich nicht herauskommen gesehen?(Kommt ruhigen Schritts von hinten auf sie zu. Er trägt nur einen Sulu, sein Oberkörper ist nackt. In seinen Händen hält er Palmblätter, 2 Kokosnüsse und eine Machete. Er lächelt). JEANETTE - Ah ja, wie unaufmerksam von mir. Schau, Jack, wer da ist! JACK - Ich habe die Stimme von Bruce gehört....ich habe dich aus der Ferne bewundert ####. Vergiss, was Trevor da zusammenfaselt, er ist ein alter Dummkopf. (Lacht) TREVOR - Danke schön. JACK - (zu Bruce) Alles Gute (legt die Dinge, die er mitgebracht hat zu Boden und umarmt ihn) ...es ist ein Junge, nicht wahr? BRUCE - (verlegen) Ja, aber auch wenn es ein Mädchen wäre...ich bin sehr glücklich. JACK - Weißt du, diese Geburt hat etwas Besonderes. Mary und du seid das erste Paar von Freiwilligen, die auf dieser Insel ein Kind zur Welt gebracht haben. Die Eingeborenen werden sich freuen, wenn wir es ihnen sagen. Ich bin sicher, dass dir der Häuptling ein Geschenk machen wird. (Ergreift eine Kokosnuss und öffnet sie mit der Machete). JEANETTE - (voller Begeisterung). Der erste Neuseeländer, der hier geboren ist. Was für ein Wunder! TREVOR - Wenn er hier geboren ist, ist er eigentlich ein Eingeborener. JEANETTE - Ja, richtig, wie dumm von mir.(Zu Bruce) Du hast aber verstanden, was ich sagen wollte? BRUCE - Ja, ein schönes Kompliment, danke, Jeannette. JEANETTE - Früher einmal war hier ein anderes Paar von Freiwilligen, das ein Kind erwartete, aber dann haben sie es doch vorgezogen, es in unserem Neuseeland zur Welt zu bringen. Ich kann sie sogar ein bisschen verstehen. Ich habe so starke Sehnsucht nach den Straßen von Auckland...was ich nicht verstehen kann, ist dass sie sich nie mehr gemeldet haben, nicht einmal ein Brief.... TREVOR - Sie werden Angst vor deiner Affenliebe gehabt haben. JEANETTE - Oder vor deinem Zynismus! Emily, dein Onkel wird jeden Tag boshafter. Du solltest auf ihn aufpassen. TREVOR - Warum? Kannst du deshalb nicht mehr ohne mich sein? Gib es zu! (Lacht) EMILY - Jeannette, wenn du so großes Heimweh hast, warum gehst du nicht zurück nach Auckland? JEANETTE - Zurück? Nein, nein, ich bin aus Auckland geflohen. Es ist dort zu mühsam, seinen Träumen hinterher zu laufen. Hier hingegen laufen einem die Träume nach... (Lacht) JACK - Und haben sie dich eingeholt? JEANETTE - (überrascht) Wer? TREVOR - Die Träume? JEANETTE - (verächtlich zu Trevor) Ja, und zwar sehr viele. JACK - Hört auf zu sticheln! Wir müssen unseren Bruce hochleben lassen. Wie werdet ihr das Kind nennen? BRUCE - Andrew. JACK - Andrew...schöner Name. BRUCE - (sieht sich um) Ist Ines nicht da? (Man hört aus der Ferne die Melodie, die wir zu Beginn des Stücks gehört haben). EMILY - (nach einer kurzen Pause, mit Blickrichtung auf einen imaginären Felsen) Ines ist mit den Kindern auf den Berg gegangen. In den letzten Tagen kommt sie mir so nachdenklich vor. JEANETTE - (zu Bruce) Wenn sie am Abend zurückkehrt, wird sie die freudige Nachricht hören. Sie wird sehr glücklich darüber sein. JACK - (reicht Bruce die geöffnete Kokosnuss) Auf Andrew... BRUCE - (ergreift die Kokosnuss) Ja, trinken wir auf meinen Sohn Andrew... (nimmt einen Schluck von der Kokosmilch). (Jack gibt ihm ein Zeichen, die Kokosnuss an Trevor weiterzureichen und so trinken alle reihum einen Schluck, nachdem sie „Auf Andrew" gesagt haben. Inzwischen kommt Ines dazu. Sie ist wie zu Beginn des Stückes gekleidet, tanzt zum Rhythmus der Musik und schlägt dazu den Takt auf der Blechdose. Sie tanzt an allen anderen Personen vorbei, die vorgeben, sie nicht zu sehen. Als sie aus der Kokosnuss trinken, nähert sie sich ihnen mit ihren Tanzbewegungen. Kurz danach verlassen alle die Bühne außer Ines und schlagen Bruce kräftig auf die Schultern. Jack nimmt seine Palmblätter mit, als er geht. Ines tanzt weiter und schlägt den Takt zur Musik. Langsam geht das Licht aus. Als es dunkel ist, hört man noch die Musik und den geschlagenen Rhythmus. Kurze Zeit danach verstummt auch die Musik. Stille. Man hört jemand auf der Schreibmaschine schreiben, ganz leise, wie zuvor der Rhythmus der Melodie. Das Licht geht an. Wir befinden uns wieder im Standesamt. Ines ist verschwunden. Alle anderen, außer Fausto, stehen am Schalter „Todesfälle". Fausto sitzt hinter dem Schalter „Eheschließungen" und schreibt auf der Schreibmaschine.) FRAU REGINA - (zu MORENO)...Ah, wie lang liegt das schon zurück. Ihre Geburt war eine Risikogeburt, wissen Sie. Wissen Sie, dass Sie ein Sechs-Monats-Kind sind? MORENO - Sechseinhalb. FRAU REGINA - Ja, aber ihre Mutter spürte die Wehen schon lange bevor sie ins Spital kam...So sagte zumindest ihr Vater. Und Sie, junger Mann, (fast flüstern), konnten nach der Geburt nicht selbständig atmen. Wissen Sie das? (Moreno nickt). Ihre Mutter musste Sie eine ganze Weile im Spital stillen, bevor sie nach Hause durften. Der Brutkasten hat Sie gerettet. Ich erinnere mich noch sehr gut daran. (Dann enthusiastisch) Chiocchioloni! Stellen Sie sich das vor, auf einmal zaubert der Vater dieses jungen Mannes aus Freude eine Flasche Wein hervor - wer weiß wo er die versteckt hat. Er hat uns alle eingeladen mitzutrinken. Ein wirklich ausgezeichneter Wein. Auch Salvanti. Fausto! Kannst du dir das vorstellen? Wir haben hier alle zusammen mit dem Chef Wein getrunken. Du hast damals noch nicht hier gearbeitet...(sie sieht, dass Fausto ungerührt weiterschreibt). Fausto, hast du nicht gehört? FAUSTO - (schreibt weiter auf der Maschine). Ja, ja. MORENO - Hören Sie, ich habe es wirklich eilig. Bitte, glauben Sie mir. FRAU REGINA - Ja, entschuldigen Sie... (widmet sich wieder den Papieren). Sie wären bei Ihrer Geburt wirklich fast gestorben...Oh, was für Erinnerungen. Kommen Sie doch hier her, Herr Moreno (Begibt sich zum Geburten-Schalter). CHIOCCHIOLONI - (zu MORENO) Eine Geburt! Aha! Ich habe es erraten, oder nicht? MORENO - (hastig) Ja,ja .... (wendet sich von ihm ab und geht zum Geburten-Schalter). CHIOCCHIOLONI - Frau Regina, aber dann müssen Sandretta und ich unsere Sache erledigen, he, vergessen Sie das nicht. FRAU REGINA - (gestresst)Ja, Chiocchioli, ja, aber es muss schnell gehen! Bitte schauen Sie, dass alle Papiere in Ordnung sind. CHIOCCHIOLONI - Selbstverständlich. Zu Befehl...wie immer. (Regina notiert sich etwas zur Person von Moreno. Chiocchioloni Geht zum Tisch um seine Aktenmappe zu holen. Sandretta kommt ihm zuvor und reicht sie ihm. Chiocchioloni holt einige Unterlagen aus der Mappe und überprüft sie, dann stellt er sich beim Schalter für Todesfälle an indem er sich auf das Pult stützt. Sandretta imitiert ihn. Fausto schreibt weiter auf der Schreibmaschine.) FRAU REGINA - (schreibt. Zu Moreno) Und wie geht es Ihrer Mutter, geht es ihr gut? Eine tüchtige Frau, nicht wahr? MORENO - Ja... FRAU REGINA - Ihr Vater war sehr stolz auf sie. (Hält inne) Wie geht es übrigens Ihrem Vater? Er ist ab und zu auf Besuch gekommen, aber dann hat er sich nicht mehr blicken lassen. MORENO - Es geht ihm ausgezeichnet....Sind Sie fertig? FRAU REGINA - Vergessen Sie bitte nicht darauf, Ihrem Vater von mir Grüße zu bestellen. MORENO - Sind Sie fertig? FRAU REGINA - Ja, das wär's...(Holt ein riesengroßes Blatt Papier heraus). Haben Sie Zeugen mitgebracht? MORENO - (fällt aus allen Wolken) Zeugen? Was für Zeugen? FRAU REGINA - (mechanisch). Immer das selbe. Ihr seid alle gleich. Keiner weiß, dass man für eine Geburtsurkunde Zeugen braucht...und sogar zwei, mein lieber Moreno...Sagen Sie, leben Ihre Eltern immer noch in der Nähe des Bahnhofs? MORENO - Hören Sie, spannen Sie mich nicht auf die Folter! Was soll das mit den Zeugen? FRAU REGINA - Tut mir leid, ich habe es mir nicht ausgedacht, das ist Vorschrift...aber machen Sie sich keine Gedanken, wir werden das Problem schon lösen. (Sieht sich um) Schauen wir einmal....Fausto, kannst du herüberkommen und den Zeugen machen? FAUSTO - (sehr beschäftigt) Nein, ich kann jetzt nicht. MORENO - Entschuldigen Sie bitte, könnten Sie nicht für mich die Zeugin machen? FRAU REGINA - Soll das ein Scherz sein, junger Mann? Abgesehen davon, dass ich nur eine Person bin und nicht zwei (lacht), ich bin außerdem eine Amtsperson (zeigt ihm das riesengroße Blatt Papier. Vertraulich) Ich muss das Protokoll aufnehmen! MORENO - Und was machen wir dann? FRAU REGINA - Wir nehmen Chiocchioloni, so wie immer. Chiocchioli, seien Sie so freundlich und kommen Sie her, wir brauchen einen Zeugen. (CHIOCCHIOLONI kommt näher). Sie bitte auch, Fräulein Sandretta. (Zu Moreno). So, jetzt müssen Sie sie bitten. (Moreno rührt sich nicht). Haben Sie gehört, was ich gesagt habe? Sie müssen sie darum bitten! MORENO - Ja, ja, aber worum? FRAU REGINA - Mamma mia....ob sie Ihnen als Zeugen zur Verfügung stehen ! MORENO - Aber das haben sie ja mitbekommen! (CHIOCCHIOLONI schüttelt den Kopf). FRAU REGINA - (Als würde sie ihn auf frischer Tat ertappen). Aber nein! Sie müssen die beiden in meiner Anwesenheit offiziell darum ersuchen. Los, machen Sie schon. MORENO - (mit einem Gefühl der Erniedrigung zu Chiocchioloni und Sandretta) Würden Sie für mich die Zeugen machen? CHIOCCHIOLONI - (mechanisch, fast schon wie ein Ritus). Ja, ich, Endes Gefertigter...bestätige hiermit...Ja, ich mache Ihnen gerne den Zeugen...ich übernehme gerne diese Funktion... SANDRETTA - Ich übernehme ebenfalls gerne diese Funktion. FRAU REGINA - (souffliert ihr) Und ich stelle mich Ihnen als Zeugin zur Verfügung. SANDRETTA - Und ich stelle mich Ihnen als Zeugin zur Verfügung. FRAU REGINA - Gut, dann können wir fortfahren. Sind Sie bereit? (Das Ritual beginnt). Herr Moreno Papi, welchen Namen soll Ihr Sohn erhalten? MORENO - (aufgeregt) Mmh, meine Frau und ich haben uns gedacht... FRAU REGINA - (unterbricht ihn) Beantworten Sie mir nur meine Frage: (wiederholt die Frage mechanisch) Herr Moreno Papi, welchen Namen wollen Sie Ihrem Sohn geben? MORENO - ...Andrea. FRAU REGINA - (schreibt den Namen ins Protokoll. Dann) Untrschriften und Adressen bitte.(zu MORENO) Sie zuerst. (Moreno unterzeichnet den Akt). Dann die Zeugen (Die Zeugen unterschreiben). Gut. (Zu MORENO Streng) Junger Mann, wenn eine Amtsperson Ihnen eine Frage stellt, dürfen Sie nur auf die Frage antworten. Keine langen Einleitungen (imitiert ihn)"Meine Frau und ich haben gedacht...". Nein! Sie hätten nur den Namen Ihres Sohnes sagen sollten, verstanden? MORENO - Ja, ja. Ist jetzt alles erledigt? FRAU REGINA - (polemisch) Beinahe. (Stempelt die Urkunde)...Ich kann es noch immer nicht glauben....jetzt ist auch Ihr Andrea geboren. MORENO - Sind Sie fertig? FRAU REGINA - (gerührt) Ihr kleiner Sohn....(Verstummt und bricht in Tränen aus) MORENO - (erschöpft) Was ist denn jetzt schon wieder los? FRAU REGINA - (versucht sich zu fassen und weiterzuarbeiten) Nichts, nichts (Beginnt wieder zu schluchzen). MORENO - Aber was haben Sie denn? FRAU REGINA - Es ist nichts. (Weint) SANDRETTA - Bitte, Frau Regina, hören Sie auf. FAUSTO - (unterbricht seine Tätigkeit an der Schreibmaschine) Regina... (Läuft zu ihr um sie zu trösten). CHIOCCHIOLONI - (Winkt MORENO beiseite. In entschlossenem Tonfall) Kommen Sie her, junger Mann! MORENO - (Geht hinüber zu Chiocchioloni) Was ist denn jetzt schon wieder los? CHIOCCHIOLONI - Scht! (Als wolle er ihm ein Geheimnis über Regina anvertrauen). Sie ist gerührt. MORENO - Gerührt? Wieso? CHIOCCHIOLONI - Scht!...Regina ist eben so. Ich habe mir da eine Theorie zurechtgelegt, wollen Sie sie hören? MORENO - Bitte, lassen Sie das. Wenn Sie sich jetzt auch noch einmischen, ist es aus. Entschuldigen Sie (geht zu Regina).... CHIOCCHIOLONI - (Hält ihn zurück) Scht! Ruhig. (Vertraulich) Wissen Sie, sie ist eine vom alten Schlag. Sie fühlt noch mit den Leuten mit, verstehen Sie ? Aber sie wird gleich aufhören, seien Sie unbesorgt. MORENO - Was soll das heißen „Seien Sie unbesorgt", ich habe den Eindruck, dass ich hier in einer Irrenanstalt bin. (CHIOCCHIOLONI versucht, ihn zum Schweigen zu bringen). Mir reicht es, haben Sie verstanden? CHIOCCHIOLONI - (lachend) Ich schon. (Über Regina , die noch immer weint) Sie nicht. (Lacht) MORENO - (wird immer nervöser). Um Himmels Willen, ich habe keine Zeit zu verlieren! (in hartem Ton zu Regina) Kann ich jetzt die Geburtsurkunde haben? (Regina, die sich inzwischen ein wenig beruhigt hat bricht neuerlich in Tränen aus. Moreno zu sich ) Wo bin ich da gelandet? CHIOCCHIOLONI - (winkt Moreno zur Seite). Junger Mann, komm... MORENO - (unterbricht ihn) Nein, ich komme nicht zu Ihnen! CHIOCCHIOLONI - (ungerührt) Schauen Sie, ich sage das nur zu Ihrem Besten...Sie müssen sie noch ein bisschen ausweinen lassen. Trösten Sie sie lieber, Sie werden sehen... MORENO - Das fällt mir nicht im Traum ein! CHIOCCHIOLONI - (überrascht) Sie wollen sie nicht trösten? MORENO - Nein. CHIOCCHIOLONI - Aber sie weint doch wegen Ihnen. Sie ist gerührt, weil Sie einen Sohn bekommen haben. Also müssen Sie sie auch trösten. MORENO - (zu sich) Heiliger Himmel! (zu Chiocchioloni) Nein, ich werde sie nicht trösten. Ich will sie nicht trösten! CHIOCCHIOLONI - Ihr Pech... Offensichtlich kennen sie sie nicht. MORENO - Und sie interessiert mich auch nicht im geringsten... CHIOCCHIOLONI - Nein, so dürfen sie nicht reden. Seien Sie mir nicht böse, aber das dürfen sie nicht sagen. Und wissen Sie warum? MORENO - (erschöpft) Das interessiert mich nicht! Haben Sie gehört? Es interessiert mich nicht! CHIOCCHIOLONI - Ich sage es ihnen aber trotzdem.... (Plötzlich setzt Musik ein, es scheint, als würde sie der Wind herübertragen. Einige Bögen Papier - sowohl von dem Tisch an dem Chiocchioloni saß als auch von den Schaltern des Standesamtes werden auf den Boden geweht. Man hört, wie eine Tür mit Gewalt zugeschlagen wird. Kurz darauf betritt Ines die Bühne. Sie ist elegant gekleidet. Alle sehen sie an. Regina hört zu weinen auf. Fausto kehrt hinter seinen Schalter zurück und blickt wie gebannt auf Ines. Ines sieht sich um und geht dann zum Schalter für Eheschließungen. Sofort neigt sich Fausto wieder über seine Arbeit. Sie wartet am Schalter. Die Musik wird immer leiser und verstummt schließlich ganz.) MORENO - (zu Regina, fast bittend) Also, ich müsste jetzt wirklich gehen... FRAU REGINA - (fasst sich wieder) Ja, ja, hier bitte(reicht ihm die Urkunde) Sie müssen das so wie es ist ins Spital bringen. MORENO - (Endlich im Besitz der Geburtsurkunde) Endlich! (liest sie bevor er geht). FRAU REGINA - Und grüßen Sie mir Ihre Frau. Wie heißt sie denn? MORENO - (ist mit dem Lesen der Urkunde beschäftigt, zerstreut) Maria. FRAU REGINA - Ah, ja, richtig, Maria. Ich bin dumm, so stand es ja auf der Bescheinigung. FAUSTO - (kommt ganz plötzlich hinter dem Pult hervor, eilt zu Moreno und entreißt ihm die Urkunde. Kontrolliert sie). Ich habe es gewusst! Regina, die Unterschrift von Salvanti fehlt! (Freundlich zu Moreno)Wissen Sie, der Chef muss die Urkunde ebenfalls abzeichnen. (Reicht Regina die Urkunde). , Regina. (Kehrt an seinen Schalter zurück). MORENO - (zu Fausto) Der Chef muss die Geburtsurkunde ebenfalls abzeichnen? FRAU REGINA - So ist es leider, Herr Moreno. Es gibt jetzt diese Bestimmung, ich hatte ganz darauf vergessen. Früher war es nicht so und das war viel besser, ich sage es Ihnen in aller Offenheit...früher vertraute man einander mehr und wir Angestellten konnten viel besser arbeiten...viel besser. Als ich vor 35 Jahren hier zu arbeiten anfing (träumerisch)...machten wir Angestellten alles allein... MORENO - Bitte, gehen Sie zu Ihrem Chef (kniet nieder)...Schauen Sie, ich liege vor Ihnen auf den Knien. FRAU REGINA - (amüsiert) Schau ihn doch an, Fausto. So ein sympathischer Mistkerl...Er ist vor mir auf die Knie gefallen. (Kokett) Ich eile, ich eile, es dauert nur einen Augenblick. Ich komme gleich wieder. (Verschwindet in den hinteren Amtsräumen). MORENO - (zu sich) Heiliger Himmel! CHIOCCHIOLONI - (zu MORENO)...Junger Mann, ich wollte ihnen vorher sagen.... MORENO - (unterbricht ihn) Das interessiert mich nicht. CHIOCCHIOLONI - Nein! Sie müssen mir zuhören! Ich wollte sagen, Regina ist eine Heilige, eine echte Mutter Teresa. Und deshalb dürfen Sie nicht so über sie sprechen, wie sie es vorher getan haben, verstehen Sie ? MORENO - Ja, ja....ist in Ordnung. INES - (zu Fausto, der wieder an seiner Schreibmaschine sitzt und schreibt, mit ausländischem Akzent) Entschuldigen Sie.... FAUSTO - (durch ihre Schönheit verwirrt) Einen Augenblick, einen Augenblick (schreibt weiter). INES - (nach einer Weile). Ich würde gerne (Fausto blickt sie durchdringend an, ohne ein Wort zu sagen) Ich möchte ein Aufgebot bestellen, bin ich da bei Ihnen richtig? FAUSTO - (verzaubert) Ich habe ihnen doch gesagt, Sie müssen warten...einen Augenblick.(Senkt verschämt den Kopf und schreibt weiter). INES - Ja, entschuldigen Sie. (Alle warten außer Fausto, der auf der Maschine schreibt. MORENO und Chiocchioloni versuchen einander zu ignorieren. Kurz darauf kommt Regina wieder herein). FRAU REGINA - (bedauernd) Herr Moreno, es tut mir wirklich leid... MORENO - Was? (Pause) Wieso, was ist passiert? FRAU REGINA - Es tut mir außerordentlich leid... (Pause. Sieht ihn an) MORENO - (verzweifelt) Würden Sie mir sagen, was jetzt schon wieder nicht stimmt? FRAU REGINA - Nichts, alles ist in Ordnung, aber der Chef ist im Moment beschäftigt. MORENO - Beschäftigt? Eine Paraphe? Wie lange braucht man für eine Paraphe? FRAU REGINA - Er hat mir versprochen, es sofort zu tun. Sobald er frei ist, macht er es. Beruhigen Sie sich! MORENO - Für eine Paraphe braucht man 10 Sekunden, das ist doch keine Hexerei! CHIOCCHIOLONI - (schnuppert in der Luft. Fast vertraulich) Riechen Sie (schnuppert) können Sie es riechen? (Dann mit leiser Stimme) Unfähigkeit. MORENO - (zu sich) Du lieber Himmel! FRAU REGINA - Der Chef kontrolliert alles, bevor er es unterzeichnet, wissen Sie...da kann man nichts dagegen sagen. Es ist eine Frage der Verantwortung. Nehmen Sie es nicht persönlich! MORENO - Vergessen Sie es, ich habe schon verstanden....(ehrlich verzweifelt) Der Vormittag ist für mich verloren. CHIOCCHIOLONI - (zu MORENO) Endlich haben Sie es begriffen, junger Mann. Willkommen im Club, ich gratuliere. (Reicht ihm die Hand, die Moreno aber ausschlägt. Dann lachend) Sie werden schon sehen, jetzt wird alles einfacher. (Kurze Pause). Junger Mann, wir haben jetzt ein wenig Zeit, darf ich Ihnen eine Frage stellen? Würden Sie mir sagen, was sie so wichtiges vorhatten? MORENO - (lauter werdend) Nein! CHIOCCHIOLONI - (zufrieden)Das habe ich mir gedacht! (zeigt Regina die Totenscheine). Frau Regina, könnten wir jetzt weitermachen, während wir auf die Unterschrift von Salvanti warten? Schauen Sie, ich habe alles da. Alles ist bereit, wie man so sagt (Legt ihr die Totenscheine auf das Pult). Kontrollieren Sie, bitte, und nehmen Sie sich Zeit. (zu MORENO sodass Regina es nicht hören kann) Haben Sie gesehen, wie man das macht? FRAU REGINA - (nimmt alle Urkunden an sich) Wer ist jetzt schon wieder gestorben? CHIOCCHIOLONI - (zu Regina ) Steht alles hier drauf, so wie immer, meine Liebe, schwarz auf weiß. (zu MORENO) keiner entgeht seinem Schicksal, junger Freund! FRAU REGINA - (liest einen der Totenscheine) Nein! CHIOCCHIOLONI - (meint, dass es sich auf seine Bemerkung bezieht) Ja, doch, so ist es und nicht anders! FRAU REGINA - (den Totenschein in der Hand) Codini, der Professor!....Der mit den sieben Töchtern? CHIOCCHIOLONI - Ah, sie meinten Codini. Aber nein, wieso denn der Professor? Steht das vielleicht hier? FRAU REGINA - Ja, sehen Sie selbst (zeigt auf den Totenschein) „Professor", haben sie es gesehen? Ach, Herr Moreno, sie wissen nicht, was für ein unglückliches Schicksal der Professor hatte...Stellen Sie sich vor, er wollte unbedingt einen Sohn, aber jedes Mal wenn er hierher kam, war es eine Tochter. Ich habe ihm immer gesagt, er solle es nicht zu schwer nehmen... MORENO - (unterbricht sie) Meine liebe Dame, das interessiert mich nicht! (Chiocchioloni gibt Moreno ein missbilligendes Zeichen, ohne das Regina es sieht) FRAU REGINA - Es sollte Sie aber interessieren! Ihr Antragsteller seid doch alle gleich, die anderen scheren euch einen Dreck. Egoisten - das ist das passende Wort für euch. Euch ist nur eines wichtig: eure blöde Bescheinigung. Da war der Professor schon von anderem Schlag. Immer liebenswürdig und hilfsbereit. Wissen Sie worauf es ihm am allermeisten ankam? Seinen Studenten zu helfen, den anderen Interesse entgegenzubringen...Ja, mit ihm konnte man sich wirklich gut unterhalten, aber jetzt ist er nicht mehr unter uns, der Ärmste... (beginnt zu weinen). CHIOCCHIOLONI - (mit Bestimmtheit) Nein, nein, Regina, weinen Sie nicht, es ist jemand anderer, der den gleichen Namen trägt! FRAU REGINA - (verwirrt) Den gleichen Namen? (Pause) Sind sich sicher, Chiocchioloni? CHIOCCHIOLONI - Völlig sicher! Wissen Sie, dass die Gleichnamigkeit eine der grauenvollsten Erscheinungen unseres Jahrhunderts ist? Ein faszinierendes Feld übrigens, und wenn Sie Zeit hätten, würde ich Ihnen die Theorie eines russischen Forschers erklären. Sie ist faszinierend, haben Sie Zeit? FRAU REGINA - Zeit, ich? Chiocchioloni, wie soll ich sagen, heute ist ein furchtbarer Tag.. Seien Sie doch so freundlich und nehmen Sie Platz, ich beginne jetzt mit der Amtshandlung. CHIOCCHIOLONI - Zu Befehl! (zwinkert Moreno zu. Ohne dass Regina es hören kann) Sehen Sie, so macht man es! MORENO - Würden Sie bitte daran denken, auch meinen Fall amtszuhandeln? FRAU REGINA - Aber bei Ihnen ist doch schon alles erledigt. Eigentlich verdienen Sie es gar nicht (lächelnd), aber es ist gleich so weit (kokett), lieber Herr Moreno. (Geht mit Chiocchiolonis Unterlagen in die hinteren Amtsräume). MORENO - Umso besser...(Atmet laut aus. Dann zu Chiocchioloni) Wissen Sie was? CHIOCCHIOLONI - Nein. MORENO - Wollen Sie es hören? CHIOCCHIOLONI - Wenn Sie wollen. MORENO - Ich würde gerne wissen, wer Sie sind. Was haben Sie für einen Beruf? Ich meine, sind alle diese...wie nennt man diese Zettel, die sie der Dame gegeben haben?... CHIOCCHIOLONI - (Deutlich) Totenscheine. MORENO - Ja, sind das alles Verwandte von Ihnen? Cousins? Oder nur Bekannte? CHIOCCHIOLONI - ....weitere Fragen? MORENO - Nein, Sie machen immer Witze...Wie kann man nur Witze machen mit einem solchen Stoß von Totenscheinen in der Hand, (neugierig) wie viele waren es? Fünf? CHIOCCHIOLONI - Entschuldigen Sie, aber haben Sie mir vorher auf die Frage geantwortet, was Sie so dringend zu erledigen haben? MORENO - Nein, aber... CHIOCCHIOLONI - „Nein", sehen Sie? Warum sollte ich Ihnen dann bitte etwas über mich erzählen? MORENO - (breitet die Arme aus. Dann zu sich selbst) Wo bin ich hier gelandet? CHIOCCHIOLONI - Auf dem Standesamt, wenn Sie es noch immer nicht wissen. Schauen Sie, das ist noch gar nichts. Komm her, Sandretta, setzen wir uns...Heute ist ein vielversprechender Tag. (Reibt sich die Hände und setzt sich dann mit Sandretta an den Tisch. Moreno geht auf und ab). FAUSTO - (Einige Augenblicke später. Hört auf Maschine zu schreiben). Erledigt. (zu Ines) Bitte, mein Fräulein, was kann ich für Sie tun? INES - Also, wie ich schon sagte, ich möchte ein Aufgebot bestellen. FAUSTO - Für wen? INES - Wie bitte? FAUSTO - Wer will heiraten? INES - Ich. FAUSTO - Gut. (Ergreift ein Formular). Wann? INES - Ich weiß nicht recht, nächste Woche.... FAUSTO - Das geht nicht, das Aufgebot muss mindestens 14 Tage lang ausgehängt werden. So will es das Gesetz, wissen Sie...das ist Vorschrift INES - In Ordnung, wenn es Vorschrift ist....also dann in 14 Tagen. FAUSTO - Besser in 20 Tagen, wenn ich Ihnen einen Rat geben darf. INES - Gut, in 20 Tagen. FAUSTO - Wie heißen Sie? INES - Ines Zyp. (Die Aussprache lautet: Ines Zeip, mit stimmhaftem z) FAUSTO - Wie bitte? INES - Ines Zyp. (Buchstabiert) I N E S.... FAUSTO - Ja, ja, und dann? INES - Z Y P. mit Ypsilon. " Zeip ". FAUSTO - (schiebt ihr das Formular hin) Könnten Sie das aufschreiben?(Sie tut es) Gut, danke. Und wie heißt der Bräutigam? INES - Ich habe keine Ahnung.(Pause. Alle starren sie an). FAUSTO - (sieht sie an) Was soll das heißen „Ich habe keine Ahnung"? INES - (lächelt verschmitzt) Ich weiß es noch nicht. (CHIOCCHIOLONI nähert sich gespannt dem Schalter für Eheschließungen und gibt Moreno ein Zeichen, ihm zu folgen. Moreno, ebenfalls neugierig geworden, geht ihm nach). FAUSTO - (zu Ines) Hören Sie, wenn Sie heiraten wollen, müssen Sie es wissen! INES - (noch immer schelmisch) Aber wenn ich es noch nicht weiß... FAUSTO - Was ist denn das für eine Antwort? Entschuldigen Sie bitte, aber wen wollen Sie heiraten? INES - (Prophetisch) Ich habe es vorläufig ganz allein entschieden. FAUSTO - Ah! Und was soll ich nun Ihrer Meinung nach in das Kästchen „Name des Bräutigams" eintragen? (zeigt auf eine Stelle des Formulars) (Ines antwortet nicht). CHIOCCHIOLONI - (logische Schlussfolgerung) „Unbekannt". FAUSTO - (wirft ihm einen vorwurfsvollen Blick zu) Chiocchioloni! CHIOCCHIOLONI - (zu Fausto) Wieso denn, geht das nicht? FAUSTO - Chiocchioloni, heute ist kein Tag für solche Späße! CHIOCCHIOLONI - Aber ich meine es ernst. Warum geht das nicht? FAUSTO - Weil es nicht geht! INES - Entschuldigen Sie, aber wenn die Hochzeit erst in 20 Tagen ist...in 20 Tagen kann sehr viel passieren. CHIOCCHIOLONI - Sehr richtig. FAUSTO - (zögernd) Nein, das geht nicht und damit basta. Auf Wiedersehen. (Macht sich wieder an seine Arbeit). INES - Warum hilft mir keiner? (Pause. Fausto arbeitet). Bitte... CHIOCCHIOLONI - (vertraulich) Fausto, bei Ausländern kann man nie wissen...an Ihrer Stelle würde Salvanti fragen. Wenn Sie mich fragen, ist das eine typische Chefsache. (zu Moreno) Was meinen Sie, junger Mann? FAUSTO - (wütend) Ah! Herr Chiocchioloni würde Herrn Salvanti fragen... Aber bitte, Chiocchioloni! (Arbeitet weiter) MORENO - Entschuldigung, und warum nicht? Wenn es die junge Dame so will? FAUSTO - Halten Sie sich da heraus! SANDRETTA - (schüchtern) Im schlimmsten Fall annullieren Sie eben das Aufgebot, Herr Fausto. CHIOCCHIOLONI - Gut so, Sandretta. FAUSTO - (väterlich zu Sandretta) Liebes Fräulein Sandretta, lassen Sie sich nicht von den schlechten Angewohnheiten Ihres Chefs anstecken, das habe ich Ihnen schon öfters gesagt. Uns reicht ein Chiocchioloni hier drinnen. FRAU REGINA - (schaut aus den hinteren Räumen hervor) Fausto, könntest du einen Moment zu Salvanti kommen? FAUSTO - (entfernt sich) Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment CHIOCCHIOLONI - Das ist eine gute Gelegenheit, Fausto, fragen Sie ihn gleich.... wegen der jungen Dame. FAUSTO - Ich denke nicht daran ... (Verschwindet mit Regina). /.../ N.B. DAS IM NETZ FREI ZUR VERFÜGUNG STEHENDE STÜCK ENTHÄLT NUR DEN ANFANG. UM DAS GANZE STÜCK LESEN ZU KÖNNEN, KONTAKTIEREN SIE BITTE DIREKT DEN AUTOR: infogatto@andrea-jeva.it (N.B. Remove the name of the animal from the address)